Feencon 2024: Das Kaffee-Wunder von Bonn-Beuel

Meine erste Feencon liegt hinter mir.

Wenn du davon noch nicht gehört hast: Die Feencon ist eine der größeren Rollenspiel-Cons in Deutschland. Sie existiert seit 1989 und fand dieses Jahr in Bonn-Beuel statt. Wenn du von Beuel noch nicht gehört hast: Ja, war mir bisher auch nur bekannt aus einem sehr, sehr alten Grillhit.

Ich war dieses Jahr jedenfalls da, und gebe dir gerne einen kleinen Eindruck. Also von der Feencon, nicht von Beuel.

Wie immer das Wichtigste zuerst:

Kaffeeflatrate

Check.

Con-Tasse mit Alternativlogo

Wenig verwunderlich, schließlich steckt Fee auch in Kaffee.

Hier muss ich noch ein besonderes Kompliment aussprechen: Der Kaffee war lecker. Also nicht nur “lecker für einen Con-Kaffee”, sondern es war allgemein richtig guter Kaffee. Das war mein kleines Kaffee-Wunder von Bonn-Beuel.

Jetzt, nachdem ich mein größtes Lob ausgesprochen habe, ist vielleicht der beste Zeitpunkt für Kritik.

Das Feencon-Logo macht mich unglücklich

Das Logo der Feencon ist mir richtig unangenehm. Es zeigt eine halbnackte Fee. Je nachdem, wie empfindlich man für sowas ist, grenzt ihre Darstellung an Objektifizierung, oder überschreitet diese Grenze mit einem großen Schritt. Deshalb zeige ich das Logo hier nicht.

Ich erzählte natürlich vorab einigen Freund*innen von meiner Reise nach Brindlewood Beuel. Mehrere von ihnen, unabhängig voneinander, sprachen mich daraufhin auf das Logo an. Nach der zweiten negativen Rückmeldung dieser Art begann mir die Sache peinlich zu werden. Das muss doch nicht sein.

Wie man auf der Con-Tasse sieht, gibt es sogar eine bekleidete Fee im Design-Fundus der Feencon. Die sieht sogar richtig gut aus. Nur leider ziert sie weder die Homepage, noch die Shirts, noch all die Berührungspunkte mit der Con, auf die man als erstes stößt.

Im vollen Kontrast zum Logo empfand ich dann aber die Geschlechterverteilung vor Ort: Von all den Cons, auf denen ich bisher herumstrolchte, war die Feencon 2024 diejenige mit dem höchsten Anteil an weiblich gelesenen Menschen. Ich würde auf 40% tippen, was in unserem kleinen Hobby enorm viel ist.

Trotzdem: Mir ist das Feencon-Logo peinlich; meine Freund*innen stößt es ab… Kann das nicht langsam mal weg? Bitte?

Feencon 2024: Außenbereich und Größe

So, nachdem diese beiden wichtigen Punkte Kaffee und Sexismus angesprochen sind, kann ich meinen Eindruck der Con selbst schildern. Der ist nämlich richtig positiv.

Die Feencon nutzt die Gebäude einer Schule, mit allem drum und dran. Klassenzimmer, Aula, Mensa, Sporthallen, und die Grünanlagen waren alle Teil der Con. Anders als bei der Sonnecon handelt es sich dabei nicht um eine Grundschule. Daher waren die Stühle auch für Erwachsene geeignet.

Den Außenbereich der Feencon zierten zahlreiche Stände. Essen, Trinken, mittelalterlicher Tanz, Jugger, Zombiejagd, ein Zelt-Platz für Selbstübernachter, und jede Menge LARP-Krimskrams wurden hier angeboten. Einen so großen Außenbereich kenne ich noch von keiner Con. Selbst als die Ratcon früher Außenbereiche hatte, waren diese nicht so weitläufig.

Bild des Außengeländes

Apropos weitläufig: Das Schulgelände ist wirklich groß. Alles ist auch eher verwinkelt gebaut, sodass es nicht besonders übersichtlich ist. Da sich die Con über dieses große Areal verteilte wie die Chipskrümel auf meiner Couch, hat sie auch das Prädikat “unübersichtlichste Con” verdient.

Soweit ich das sehen konnte, gab es kein Con-Heft, das einen Lageplan enthielt. Auch suchte man herumstehende Schilder mit Übersichtsplänen vergeblich.

Du denkst jetzt bestimmt, dass das Kritik von mir ist. Ist es aber nicht. Ich fand das genau richtig so. Mein geheimes Zweithobby ist nämlich Herumstromern. Das konnte ich hier voll ausleben. Dadurch, dass ich mir die Con selbständig erschließen musste, wurde mein Erkundungstrieb bedient. Außerdem hatte ich so genug zu tun in den Pausen zwischen meinen Spielrunden.

Ein wichtiger Punkt kommt noch hinzu: Auf der Feencon findet man sehr leicht Platz zum Chillen, und zwar nicht nur draußen, sondern auch drinnen. Überall konnte man sich einfach mal hinsetzen und in Ruhe einen Kaffee trinken oder was Essen, dabei mit anderen Nerds ins Gespräch kommen, oder einfach nur ein wenig Abstand gewinnen. Das ist etwas, das mir bisher sowohl auf den Ratcons als auch auf den Dreieichcons immer fehlte.

Von mir gibts die volle Punktzahl für die Lage und die Größe der Feencon.

Meine Spielrunden

Samstag spielte ich Trophy Gold und The Troubleshooters. Sonntag leitete ich dann mal wieder Mörk Borg.

Trophy Gold

Trophy ist eine Mischung aus einem Erzählrollenspiel und OSR. Es ist aus dem Hause The Gauntlet, aus dem auch mein geliebtes Brindlewood Bay stammt. Wenig verwunderlich also: Mich hat Trophy Gold richtig gut abgeholt. Ich will mehr davon. Dann gibt’s hier bestimmt auch eine ordentliche Rezension.

Shoutout auch an den Spielleiter, der nicht nur Begeisterung für das System versprühte, und mich damit ansteckte, sondern auch die X-Karte und Lines & Veils verwendete. Auf Safety Tools lege ich immer Wert, vor allem auf Cons, und ich freue mich, zu sehen, dass das immer mehr Verbreitung findet.

The Troubleshooters

Diesem Spiel wollte ich nochmal eine Chance geben. Auf der letzten Dreieichcon spielte ich es nämlich direkt im Anschluss an Pasión de las Pasiones. Dagegen sieht aber selbst Brindlewood Bay blass aus. Deshalb hinterließ The Troubleshooters bei mir keinen richtigen Eindruck.

Das einzige, was mir wirklich in Erinnerung blieb, war Éloïse Giraud, der verdammt noch mal beste Fertigcharakter, den ich je in Händen hielt. Natürlich schnappte ich sie mir auch diesmal sofort wieder. Fazit: Das immermüde Teenie-Mädchen zu spielen, macht mir einfach nur Spaß.

Mein zweiter Eindruck von The Troubleshooters fällt tatsächlich positiv aus. Das Regelsystem ist robust, aber nicht schwergewichtig. Man kann selbst immer mal Einfluss nehmen auf die Erfolgswahrscheinlichkeit, was mir wichtig ist. Viele Regelelemente dienen dazu, die Ecken und Kanten der Charaktere abzurunden, auf eine Art, die ich ganz raffiniert finde. Ansonsten stehen die Regeln nicht im Weg.

Das einzige echte Problem, das ich mich Troubleshooters habe: Ich hätte so richtig gar keine Lust, es mit einem der anderen Charaktere zu spielen. Oder anders gesagt: WENN ICH NICHT ELOISE SEIN DARF, SPIELE ICH NICHT MIT!!!

Mörk Borg: The House of the Hollow

Was soll ich sagen? Ich leite halt richtig gerne Mörk Borg.

The House of the Hollow bietet einen Dungeoncrawl in einem heruntergekommenen Herrenhaus. Die wiederkehrenden Motive sind: Der Mond, Knochen-Käfer, Insekten und die Farbe Grün.

Was mir gut gefällt:

  • Das Abenteuer ist einfach zu leiten,
  • hat den spaßigsten NSC, der mir in Mörk Borg bisher untergekommen ist,
  • und die Dinge, die man im Haus finden kann, können mit etwas kreativem Einsatz helfen, die Herausforderungen zu stemmen, die dort lauern.

Was mir nicht gut gefällt:

  • Die Illustrationen sind mau. Oft treffen sie die Beschreibung nicht genau.
  • Das Cover vermittelt den Eindruck, es wäre ein Studio Ghibli Abenteuer. Das trifft aber weder Stimmung noch Inhalt.

House of the Hollow gehört in die Top 5 meiner liebsten Mörk Borg Dungeons. Es steht auf dem Siegertreppchen neben Den of Disarray, BÖESER, Vaults of Unfaith und Sepulchre of the Swamp Witch.

Dasselbe gilt für meine Spielgruppe. Ich hatte enthusiastische Spieler*innen, die richtig Bock auf Mörk Borg hatten. Da war das Leiten eine reine Freude.

Highlight der Runde war aber die Tatsache, dass wir zwei Florians und zwei Henriks hatten. Namenmerken leicht gemacht.

Wertschätzung: Freier Eintritt für SLs

Spielleitende kommen an dem Tag, an dem sie leiten, umsonst auf die Feencon. Leider erfuhr ich das erst, als ich schon ein Ticket hatte. Aber die Eintrittspreise waren ohnehin moderat. Da hat mich das nicht gejuckt. Ich finde es aber eine schöne Geste.

Ich betone das, weil mir nach der Ratcon 2023 bewusst geworden ist, dass ich durchaus Wert auf sowas lege. Für den Erfolg einer Con ist es wichtig, dass sich viele SLs die Arbeit machen, eine Spielrunde anzubieten. Wenn die Organisator*innen einer Con mir suggerieren, dass sie das genau so wichtig finden wie ich, und sich deshalb Mühe geben, mir ihre Wertschätzung auszudrücken, macht das viel mit meiner Motivation, und mit dem Gefühl, Willkommen zu sein.

Apropos Wertschätzung: Auf den Con-Samstag fiel auch mein Blog-Geburtstag. Mir hat vor Ort niemand einen Kuchen oder leckere Muffins gebracht. Das prangere ich an.

Besucherzahlen und feere Kritik

Ich war 15 Minuten nach Start der Con vor Ort. Und ich musste an der Kasse nicht anstehen. Das ist mir noch nie passiert. Kann daran liegen, dass es zwei Kassen gab. Auf jeden Fall hat es mich gefreut.

Das kann aber auch daran gelegen haben, dass weniger los war als geplant. Ich kann das natürlich nicht selbst beurteilen, schließlich war ich noch nie auf einer Feencon. Aber viele meiner Mitspielenden erwähnten, es sei vergleichsweise leer gewesen. Auch der Blog-Kollege Würfelheld bemängelt dies in seinem Feencon-Bericht. Dieser fällt deutlich kritischer aus als mein eigener. Und ich muss zugeben: Ich find’s erfrischend, nicht die kritischste Stimme auf dem Dorfplatz zu sein.

Wo wir bei anderen Blogs sind: Auch der Blechpirat veröffentlichte einen Con-Bericht. In diesem teilt er ein paar interessante Hintergründe zum Standort, die mir selbst fehlten. Er vergleicht die Feencon auch mit der mir unbekannten Nordcon, und stellt fest, die Feencon erschiene ihm weniger queer. Das macht mich neugierig auf die Nordcon. Wie da wohl die Kaffeesituation ist?

Feezit

Insgesamt bin ich positiv angetan von der Feencon und ihrem Kaffee. Und das, obwohl ich nicht mit den besten Bedingungen startete. Denn dank der vielen Rollenspielrunden via Volkssolidarität ähnelt mein Leben ohnehin einer langen Rollenspiel-Con. Mehr brauche ich eigentlich nicht. Besonders viel Vorfreude brachte ich daher nicht mit nach Beuel. Trotzdem verzauberte die Fee mich recht schnell. Ich wünschte nur wirklich, sie sähe dabei nicht so aus, als sei sie einer Altherrenfantasie entsprungen.

Seltsam? Aber so steht es geschrieben…

4 Kommentare zu Feencon 2024: Das Kaffee-Wunder von Bonn-Beuel

  1. Ich bedauere sehr, nicht dagewesen zu sein. Das Beuel nicht der Rede wert ist, finde ich allerdings nicht – es ist mein Lieblingsstadtteil von Bonn.

    1. Okay, ich vertraue deiner Expertise und ziehe die Bemerkung zurück. Auf jeden Fall war die Gegend rund um die Con ungefähr so schön anzuschauen wie ein Ausflug ins Depressionsmuseum. Aber das muss ja nicht überall so sein.

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