Drama im Rollenspiel – Lachen, Weinen, Lieben und Betrügen [Blogparade]

Beitragsbild Blogparade: Drama (Auftakt)

Es gibt so viel zu tun im Rollenspiel:

  • Herausforderungen bewältigen, seien es Kämpfe, Rätsel oder Hindernisse,
  • erkunden & entdecken,
  • besser werden, Stufen aufsteigen, besseren Loot sammeln,
  • Haustiere vergessen,
  • Ressourcenmanagement betreiben,
  • Termin- und Regeldiskussionen führen
  • einen Charakter darstellen,
  • für richtig hartes Melodrama sorgen!

Dieser letzte Punkt hat mehr Aufmerksamkeit verdient, finde ich. Ein saftiges Drama würzt nicht nur das Spielgeschehen. Es kann auch dafür sorgen, dass die Spielenden den nächsten Rollenspielabend genau so sehr herbeisehnen wie die nächste Folge ihrer Lieblingsserie. Hier kann das Rollenspiel viel von der klassischen Soap lernen, behaupte ich.

Richtig viel weiter gekommen bin ich mit der Überlegung nie. Dafür fehlt mir das Genre-Wissen. Aber vielleicht geht es dir ja anders?

Vielleicht widersprichst du mir auch, und findest, dass Drama nix am Rollenspieltisch verloren hat; oder dass Soaps niemals ein Vorbild sein sollten.

Wenn das so ist, hast du vielleicht Lust, bei meiner Blogparade mitzumachen?

Mehr dazu gleich. Falls dich das Mitmachen nicht interessiert, kannst du auch gleich zu den dramatischsten Rollenspielen springen, die mir je untergekommen sind.

Blogparade #1: Drama, Baby!

In einer Blogparade widmen sich mehrere Blogs dem gleichen Thema, verlinken einander, und geben dem Thema mehr Blickwinkel als ein einziger Blog das schafft. Bartimäus vom Rollenspielblog Würfellustbarkeit stupste mich an, ob wir nicht mal sowas organisieren wollen. Da rannte er bei mir offene Türen ein.

Daher richte ich mit diesem Beitrag die Blogparade zum Thema Drama im Rollenspiel – Lachen, Weinen, Lieben und Betrügen aus.

Sie läuft vom 01.03. bis 15.04.25, und wird von mir abgerundet mit einem Abschluss-Artikel, in dem ich die Artikel aller teilnehmenden Blogs vorstelle.

Unser Ziel ist, die Blogosphäre ein klein wenig näher zusammenrücken zu lassen, vielleicht jemanden zum Schreiben zu motivieren, und hoffentlich die ein- oder andere fruchtbare Diskussion in Gang zu bringen.

Möchtest du mitmachen?

Mitmachen ist denkbar einfach:

  1. Schreibe bis zum 15.04. einen Blogartikel zum Thema Drama (hey, oder mehrere!),
  2. erwähne darin die Blogparade und verlinke auf diesen Artikel hier,
  3. informiere mich über deinen Beitrag, am besten per Pingpack (falls du einen WordPress-Blog hast, macht er das automatisch, sobald du einen Link zu einem meiner Beiträge einbaust), per Kommentar unter diesem Beitrag, oder per Mail an florian@rollenspielblog.net,
  4. Fertig!

Du hast keinen Blog?

Kein Blog, aber trotzdem was zum Thema beizutragen? Dann schreib doch einen Gastbeitrag!

Die meisten Blogger*innen freuen sich, wenn sie mal einen Artikel nicht selbst schreiben müssen. Deshalb mein Tipp: Geh auf deinen Lieblingsrollenspielblog zu und frag, ob du dort einen Gastbeitrag veröffentlichen darfst.

Schreiben… aber was?

Der Text sollte sich in irgendeiner Form um das Thema Drama drehen. Wie weit du den Begriff dehnen willst, oder wie eng du ihn fassen möchtest, obliegt dir.

Geht es um Drama…

  • zwischen den SCs?
  • zwischen SCs und NSCs?
  • zwischen den Spieler*innen?

Hast du eine vollständige Dramen-Theorie? Oder möchtest du einfach nur eine kurze Anekdote von deinem dramatischsten Rollenspielabend erzählen?

Du könntest ein paar Spieltipps geben, dramatische Zufallstabellen bauen, eine Rezension schreiben, unfertige Gedankenschnipsel raushauen oder einfach nur ein paar offene Fragen formulieren… Hauptsache, die machst mit!

Gab’s das nicht schonmal?

Ja, es gab mal den Karneval der Rollenspielblogs. Das war eine feste Institution in der Rollenspielszene, die hier natürlich nicht unerwähnt bleiben darf.

Der Karneval brach 2022 seine Zelte ab. Kurz vorher nahm ich noch mit einem meiner Artikel teil: Labyrinthe und Irrgärten: Nein danke.

Ich weiß nur deshalb, was eine Blogparade ist, und wie diese funktioniert, weil es den Karneval der Rollenspielblogs gab. Kleine Verbeugung an dieser Stelle, und ein großes Dankeschön.

Karneval der Rollenspielblogs

Dramatische Rollenspiele mit Herzschmerzgarantie

Mit absolut keinem Anspruch auf Vollständigkeit (bitte schrei mich nicht an, weil ich dein Lieblingsspiel nicht kenne) präsentiere ich hier sieben Drama-Rollenspiele.

Pasión de las Pasiones

Pasión de las Pasiones Regelwerk + Karten

Gerüchte, ich hätte das Thema Drama nur gewählt, weil ich eine Ausrede brauchte, um über Pasión de las Pasiones zu reden, weise ich entschieden zurück. Als ob ich dafür eine Ausrede bräuchte!

Pasión de las Pasiones ist das Telenovela Erzählrollenspiel meiner Träume. Die Regeln sind PbtA, mit saftigen Playbooks und Spielzügen, die genau das tun, was sie sollen: Konflikte produzieren.

Pasión ist kein crunchiges Rollenspiel, aber ich würde es auch nicht regel-leicht nennen. Die Regeln sind umfassender als bei Brindlewood Bay, aber meilenweit entfernt von DSA.

Erst wenn alle Spielenden mit ihren Spielzügen vertraut sind, gewinnt die Telenovela so richtig an Fahrt. Und es gibt viele Spielzüge. Man steigt also nicht sofort durch. Aber man muss auch kein Studium absolvieren, um zu verstehen, was passiert.

Pasión de las Pasiones ist das einzige Rollenspiel, das ich lieber mit fünf Spieler*innen spielen möchte als mit 3-4. Denn NSCs spielen nur Nebenrollen. Das richtige Drama entfaltet sich zwischen den SCs – und je mehr davon teilnehmen, desto größer ist der Pool, aus dem man für die nächste dramatische Wendung schöpfen kann.

Zum ersten Mal durfte ich Pasión auf der DreieichCon 2023 spielen, in einer der besten Con-Runden, die ich je hatte. (Das Geheimnis war auch hier wieder: Die ansteckende Begeisterung aller Teilnehmenden.) Seitdem brennt in mir das Feuer der Leidenschaft.

Charmante Schwertlesben

Es ist ein Drama, dass mein Herz schon an Pasión de las Pasiones vergeben ist, sonst wäre Thirsty Sword Lesbians mein Drama-Spiel #1.

Hier spielt man genau das, was der Titel verspricht: Lesben mit Schwertern. Und was soll ich sagen? Alles an diesem Spiel ist genial.

Was die Regeln angeht, gilt dasselbe wie bei Pasión: Es ist PbtA, es ist nicht crunchig, macht aber erst dann Spaß, wenn alle ihre Spielzüge beherrschen.

Und auch hier gilt: Die Regeln sind exzellent, weil sie genau das tun, was sie wollen: Sie produzieren queeres Drama, und sonst nichts! Keine Regel ist überflüssig, und keine wichtige Regel fehlt.

Es gibt einen einzigen Kampf-Spielzug, und der resultiert nicht im niederknüppeln von Lebenspunkten. Denn obwohl Kämpfen immer Teil der Narration ist, geht nie darum, Probleme mit Gewalt zu lösen. Es geht darum, ein Gefühlschaos anzurichten, gebrochene Herzen zu hinterlassen, wo immer man vorbeikommt, und sehr, sehr viel zu knutschen. Und dann geht es auch noch darum, über seine verletzten Gefühle zu reden, zuzuhören, einander zu unterstützen. Nur so löst man Probleme – nicht mit dem Schwert.

Hier ein Beispiel, wie großartig die Regeln dies unterstützen:

Es gibt keine Lebenspunkte. Es gibt stattdessen negative Zustände, die man ansammeln kann. Jeder Zustand macht alles schwieriger; je mehr Zustände man hat, desto wahrscheinlicher ist es, noch mehr Zustände zu bekommen…

Nun gibt es zwei Möglichkeiten, diese Zustände loszuwerden:

  1. Du redest mit einer anderen Schwertlesbe über deine Gefühle. Dann kannst du einen Zustand abbauen.
  2. Du ignorierst deine Gefühle, bis du zu viele von ihnen angesammelt hast. Dann erleidest du einen Nervenzusammenbruch, wirst die Drama Queen des Jahrzehnts, schreist alles zusammen, verletzt deine Freundinnen, und jammerst rum, bis du nicht mehr kannst. So wirst du alle Zustände auf einmal los, hinterlässt aber ein Trümmerfeld.

Ich liebe alles daran.

Meine Schwertlesben-Spielerfahrung gehört zu meinen liebsten Rollenspielerinnerungen aller Zeiten. Und ganz nebenbei habe ich dabei besser gelernt, über Gefühle zu reden, und anderen ein offenes Ohr anzubieten.

Fräulein Bernburgs Pensionat für junge Damen

Ist es nicht toll, wenn Rollenspiele direkt im Titel verraten, worum es geht?

Junge Damen, die in den 50ern ein Mädchenpensionat besuchen, Cliquen bilden, Stimmungsschwankungen durchleiden, sich verlieben, vorsichtige Annäherungsversuche unternehmen, Wahrheit oder Pflicht spielen, und natürlich: Tanzen. Das passiert in Fräulein Bernburgs Pensionat für junge Damen.

Das ist so weit weg vom klassischen Dungeoncrawl wie es nur geht. Und ich bin so froh, dass es existiert.

Fräulein Bernburgs ist kein PbtA – es ist ein Firebrands Spiel. Das heißt:

  • Es besteht aus Mini-Spielen, die man auswählt, je nach dem, welche Art Szene man als nächstes sehen will. So gibt es Minispiele Tanzszenen, fürs Flirten, für die Unterhaltung beim Essen, und viele mehr.
  • Es gibt keine Spielleitung. Die Spieler*innen bestimmen, welche Art Szene als nächstes passiert; die Mini-Spiele leiten durch diese Szene.

Auch hier gilt: Die Regeln sind einfach, aber viele. Gerade dadurch, dass es keine SL gibt, die ja oft die Erklärbärin ist, nötigt Fräulein Bernburgs allen Spieler*innen die Regelkunde auf. Das Spiel funktioniert also erst dann reibungslos, wenn alle ihre Hausaufgaben gemacht haben. Und mal ehrlich: Wenn ihr nicht gerade einen Oneshot auf einer Con spielt, solltet ihr immer die Regeln des Spiels kennen, das ihr spielt. Das zeichnet gute Spieler*innen aus.

World Wide Wrestling

Genug davon, Monster zu schnetzeln? Dann zieh die Spandex an und wrestle dich durch den Ring.

World Wide Wrestling ist ebenfalls ein PbtA – das bietet sich fürs Drama-Spiel wohl besonders an – und es ist eine kreative Wucht. Selbst Menschen, die kein besonderes Interesse am Wrestling haben (ich rede über mich), können hier Spaß haben, denn im Zentrum des Wrestelns steht weniger das Kämpfen, und mehr das Drama, das um die Personas der Wrestler*innen gesponnen wird.

Ich hab WWW nur als einen Oneshot gespielt, zu dem mich Borg-Connaisseur Stephan eingeladen hat. Der kleine Einblick genügte mir aber, um mir sicher zu sein: Dieses Spiel gehört aufs Siegertreppchen der Drama-Rollenspiele.

Monsterhearts

Vor Pasión, den Schwertlesben und World Wide Wrestling gab es Avery Alder’s Monsterhearts. In diesem PbtA spielt man Teenager, die nicht nur durch die Pubertät geschleudert werden, sondern auch noch entdecken, dass sie waschechte Monster sind. Werwölfe, Vampire, Ghule…

Monsterhearts steht seit Jahren ungespielt bei mir im Regal. Ich hab’s gelesen, ich kann dir sagen, dass es viele Mechaniken für hormongesteuertes Drama hat; ich kann dir auch sagen, dass ich es unbedingt spielen möchte, aber da endet auch schon meine Expertise.

Rom Com Drama Bomb

Das hier ist kein Mini-Review, sondern eine Absichtsbekundung. Denn ich habe Rom Com Drama Bomb weder gelesen noch gespielt. Aber es wurde mir wärmstens empfohlen, daher steht es auf meiner Bucket List noch über Monsterhearts.

Romantische Komödie – das Rollenspiel, spielleitungslos, ausgelegt für exakt 3 Spieler*innen, spielbar in 90 Minuten… Yeah!

Good Society – A Jane Austen RPG

Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz einer schönen Rollenspielbibliothek sich nichts mehr wünschen muss als ein Jane Austen Rollenspiel.

Bei mir ist es leider nur beim Wunsch geblieben: Good Society erwähne ich hier vor allem in der Hoffnung, dass sich mir jemand erbarmt und es für mich leitet.

Ausblick

Puh, da kamen jetzt aber mehr Spiele zusammen, als ich dachte. Ursprünglich hieß der letzte Abschnitt nur „Drei Dramaspiele“, und dann kam ich ins Schwätzen. Aber so ist das, wenn man ein großes Mitteilungsbedürfnis hat.

Wenn’s dir ähnlich geht: Ich freue mich auf deinen Beitrag zur dramatischsten Blogparade des Jahres. Ich bin gespannt, was Barti für die Würfellustbarkeit austüftelt. Von einigen anderen Blogs erhielt ich auch schon die freudige Rückmeldung, dass sie teilnehmen werden. Ich freu mich wahnsinnig auf die Beiträge!

Ich will auch noch mehr zum Thema schreiben: Seit zwei Jahren wartet ein halbfertiger Artikel in meiner Schublade mit Tipps, wie man für Drama zwischen den SCs sorgen kann. Endlich habe ich einen Anlass, den fertig zu schreiben.

Wenn du ihn ebenso heiß ersehnst wie ich, lege ich dir meinen Newsletter ans Herz. Dann verpasst du ihn nicht.

2 Kommentare zu Drama im Rollenspiel – Lachen, Weinen, Lieben und Betrügen [Blogparade]

  1. Du kannst noch so unschuldig tun, Rosa Rodriguez de la Santísima Virgen, aber ich weiß genau, dass du mit meinem Mann, dem Señor Hernando Hernández de la Cruz geschlafen hast!
    Ich, die Condesa María Martínez de la Vega, werde diese Schmähung rächen! Dein schmutziges Bedienstetenblut wird den Fleck der Schande vom Glanz meiner edlen Familie waschen!

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