Sölitary Defilement #1: Der Gott im Kerker

Du hast alle deine Freund*innen aufgefressen und jetzt spielt niemand mit dir Mörk Borg? Nicht so schlimm. Dafür gibt es Sölitary Defilement, die Solo-Rollenspiel-Variante.
Ich habe das getestet, wenn auch mit sehr freier Auslegung der Regeln. Meine Abenteuer habe ich für dich mitgeschrieben.
Dies ist der erste Tag meines Journals.
Weiter gehts in:
Sölitary Defilement #2: Schlaflos in Galgenbeck
Sölitary Defilement #3: Flucht aus Galgenbeck
Sölitary Defilement #4: Schlamassel in Schleswig 

Beitragsbild Solitary Defilement Mörk Borg 1

Sölitary Defilement: Bacchast

Tag 1: Raum 1

Ich bin Bacchast. Einst war ich der mächtige Gott der Völlerei. Dann ärgerte ich die falsche Person. Sie verfluchte mich und kerkerte mich in einen menschlichen Körper ein. Wenn ich in diesem Körper sterbe, bleibt mein Geist in ihm gefangen, hilflos, bei vollem Bewusstsein den schmerzvollen Prozess der Verwesung miterlebend. Meine einzige Chance: Ich muss die eine Person finden, die mich bedingungslos liebt – und sie vernichten.

Das könnte schwierig werden, denn ich sitze im Gefängnis in Galgenbeck. Meine Zelle ist klamm und düster. Eine eiserne Fußfessel bindet mich zusätzlich an diesen Raum.

Eine Wache kommt herein. Sie bringt einen harten Kanten verschimmeltes Brot. Die Gittertür steht hinter ihr offen.

Mein Körper gehörte vormals einem meiner treuesten Anhänger. Er hat mehr Orgien hinter sich, als Ratten in den Straßen Galgenbecks verkehren. In meinem Magen schwimmen genügend Überbleibsel dieser Orgien, um damit ein ganzes Dorf durch einen kalten Winter zu bringen. Dieses verschimmelte Brot beleidigt mich. Mein Protest äußert sich mit einem geballten Strahl meines Mageninhalts. Direkt ins Gesicht der Wache.

Diese muss erkannt haben, was für ein Geist in meinem korpulenten Fleischkäfig lauert, denn sie erweist mir den Gottesdienst: Sie beugt sich vornüber und zeigt mir ihrerseits ihren Mageninhalt. Er ist jämmerlich. Offenbar speisen auch die Wachen nicht viel besser als ihre Gefangenen.

Ich nutze die Gelegenheit, um nach dem Schlüsselring der Wache zu greifen.

Ich greife daneben.

Die Wache beendet ihren Gottesdienst und wandelt ihre Gesinnung, diese falsche Schlange. Sie zieht ihr Schwert und holt nach mir aus.

Ich springe zurück, lande weich auf meinem Hintern.

Die Wache schlägt erneut nach mir.

Ich bringe die Fußkette zwischen mich und das Schwert. Es klirrt. Noch ein solcher Hieb und die Kette wäre zersprengt. Ich muss die Wache motivieren, noch einen Schlag auszuholen.

Ich trete gegen ihr Schienbein. Dies tut mir mehr weh als ihr, denn ihre Beine sind gerüstet. Aber das ist nicht wichtig. Mein Plan geht auf: Die Wache lässt ihr Schwert sausen.

Ich reiße die Kette erneut hoch…

Zerbrechende Ketten

….eines der Glieder reißt schon auf, noch bevor die Waffe auftrifft. Ungehindert schneidet mir das Schwert Arm und Brustkorb auf.

Die Wache hält mich für tot, doch so fragil ist der Fleischkäfig nicht. [1/4 HP]

Ich rolle mich auf und stürme an der Wache vorbei aus der Zelle. Im Herausgehen schleudere ich die Zellentür zu, suche nach einem Riegel, finde jedoch keinen. Also renne ich.

Tag 1: Raum 2

Hinter mir wird die Zellentür aufgeworfen. „Bleib stehen, du Wicht“, ruft die gottlose Wache. Ich lache.

Auch die anderen Gefangenen beginnen nun zu lachen. Links und rechts von mir greifen Hände aus den Zellen, durch die Gittertüren hindurch. Sie versuchen, mich zu packen. Vermutlich wollen sie alle von mir gesegnet werden.

Doch dafür bleibt keine Zeit. Ich renne hindurch.

Tag 1: Raum 3

Das Ende des Zellentraktes ist nahe. Ich sehe die Treppe ins obere Geschoss. Davor jedoch versperrt mir eine Eisentür den Weg. Und vor dieser Eisentür postierte sich eine weitere Wache. Den Atem der anderen spüre ich schon im Nacken. Ich weiß, wenn mir nicht sofort etwas einfällt, hat meine Flucht ein schnelles Ende. Und ich vermutlich auch.

Etwas steigt in mir auf. Ist es der Magensaft? Nein, es ist eine Idee!

Ich blicke dem Menschen vor mir tief in die Augen. Vielleicht entdecke ich in seiner Seele einen Hang zur Völlerei, zum maßlosen Genuss, zum endlosen Rausch, kurz: Vielleicht ist dies einer meiner Anhänger, weiß es nur noch nicht. Dann müsste ich ihm nur noch die Wahrheit offenbaren und er würde mir beistehen.

Ich sehe… einen verkümmerten, tumben Geist, einen ordnungsverachtenden Fatzke, der genug hat von diesem Schweinesystem, in dem er sich abmüht, und in dem doch zu wenig für ihn abfällt, um seinen knurrenden Magen zu stillen. Ein Entschluss wird gefasst: Morgen wird er sich davonmachen. Alles, worauf er sich verlassen will, sind seine dreißig besten Freunde: Seine handgefeilten Reißzähne, liebevoll überzogen mit einer Patina aus Dreck und Schimmel. Sein Atem erreicht mich und raubt mir die Sinne.

Dieser Abschaum ist keiner meiner Anhänger. Ich kann ihn nicht auf meine Seite ziehen.

Meine Flucht endet hier. Meine Schmerzen beginnen.

Bacchast wurde gespielt von: Die Charakterklasse sündhafter Fleischkäfig, bekannt aus Den of Disarray.
Im nächsten Bericht erleben wir, wie Magrot, der Wächter mit den schlechten Zähnen, zu desertieren versucht.
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Sölitary Defilement #2: Schlaflos in Galgenbeck
Sölitary Defilement #3: Flucht aus Galgenbeck
Sölitary Defilement #4: Schlamassel in Schleswig

2 Kommentare zu Sölitary Defilement #1: Der Gott im Kerker

    1. Dankeschön – das freut mich sehr. <3
      Aber vor allem: Herzlichen Glückwunsch! Du hast Kommentar #100 verfasst!!
      Zur Feier des Tages mache ich einen Sekt auf. 😀

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