Sölitary Defilement #2: Schlaflos in Galgenbeck

Du hast alle deine Freund*innen auf dem Dachboden eingesperrt und jetzt spielt niemand mit dir Mörk Borg? Nicht so schlimm. Dafür gibt es Sölitary Defilement, die Solo-Rollenspiel-Variante.
Ich habe das getestet und meine Abenteuer mitgeschrieben. Dies ist der zweite Tag meines Journals.
Alle Teile im Überblick:
Sölitary Defilement #1: Der Gott im Kerker
Sölitary Defilement #2: Schlaflos in Galgenbeck
Sölitary Defilement #3: Flucht aus Galgenbeck

Sölitary Defilement #4: Schlamassel in Schleswig

Beitragsbild Solitary Defilement Mörk Borg 2

Sölitary Defilement: Magrot

Tag 1: Raum 1

Magrot will nicht länger Gefängniswärter sein. Die Welt wird untergehen; er wird nicht seine letzten Tage in Galgenbeck verbringen. Magrot wird heute Nacht desertieren.

Acht Doppelbetten stehen im Schlafsaal der Garnison. Magrot schläft in einem unteren. Hier ist es leichter, geräuschlos aufzustehen. Magrot hat seine wenigen Besitztümer schon gepackt. Er muss nur durch den Schlafsaal kommen und die Tür möglichst leise öffnen.

Klonk.

Magrot unterdrückt einen Schmerzenslaut, als er sich das Knie an der Bettkante stößt.

Er hält inne und lauscht. Niemand ist aufgewacht. Weiter vorwärts.

Es klonkt erneut, als Magrot mit seinem Rucksack an einem Bettpfosten hängen bleibt.

„Was ist los?“ fragt eine verschlafene Stimme. Sie gehört Margar.

„Ich bin’s nur“, sagt Magrot. „Muss pissen.“

„Mit deinem Rucksack?“, fragt Margar, deren scharfe Augen Magrot jetzt am liebsten ausstechen würde.

„Ja.“, antwortet Magrot mit zusammengebissenen Zähnen. „Problem damit?“

„Nö.“, antwortet Margar. „Viel Glück. Aber pass auf, Hauptmann Eldar ist draußen.“
Mit diesen Worten dreht sich Margar um. Magrot atmet auf.

Hoffentlich hat das Gespräch niemand anderen geweckt.

Doch wenn, dann protestiert niemand. Magrot erreicht ohne Zwischenfälle die Tür. Er öffnet sie.

Die Tür geht mit einem lauten Quietschen auf; Licht aus dem Korridor strömt in den Schlafsaal und weckt restlos alle Schlafenden. Magrot hatte sich das wirklich einfacher vorgestellt.

„Der haut ab!“, ruft jemand. Bewegung entsteht im Schlafsaal. Magrot eilt nach Draußen auf den langen, hell erleuchteten Korridor.

Tag 1: Raum 2

Im Korridor wacht heute Urm, von dem Magrot weiß, dass er sich, sobald seine Schicht beginnt, gegen eine Wand lehnt und einschläft. Und tatsächlich: Da steht er und schnarcht.
Hoffentlich ist sein Schlaf tief genug, um von dem Lärm, der jetzt aus dem Schlafsaal tönt, nicht unterbrochen zu werden.

Noch schläft Urm weiter.

Da Heimlichkeit keine Option mehr ist, rennt Magrot los.

Und legt sich nach wenigen Metern auf die Nase. „Hätte die Schuhe vorher binden sollen“, resümiert er.

Mit schmerzendem Gesicht richtet er sich auf. Zu seiner großen Überraschung ist Urm immer noch nicht aufgewacht. Aus dem Schlafsaal ist auch noch niemand herausgetreten, aber das wird nur noch eine Frage von wenigen Herzschlägen sein. Magrot nimmt erneut die Beine in die Hand.

Und legt sich erneut auf die Nase. „Immer noch nicht die Schuhe gebunden, verdammt noch mal.“

„Da liegt er!“, ruft jemand.

„Urm, halte ihn auf!“, ruft jemand anders.

„Was ist denn hier los?“, ertönt es aus der anderen Richtung. Es ist Haerü, die gerade von ihrer Nachtschicht zurückkehren und in der Tür stehen, die in den Hof der Kaserne führt.

Magrot rappelt sich ein zweites Mal auf und überdenkt seine Optionen:

  • Um sich endlich die Schuhe zu binden, bleibt keine Zeit.
  • Er könnte auf Haerü zurennen und versuchen, mit einer Mischung aus Gewalt und Geschwindigkeit an ihnen vorbeizukommen.
  • Wenn ihm eine gute Ausrede einfällt, könnte er sich vielleicht aus der Sache herausreden.
  • Dieser Korridor hat noch zwei weitere Ausgänge: Eine Tür führt in die Waffenkammer. In diesem Raum wäre er zwar eingesperrt, aber die Tür ist immerhin in direkter Nähe, denn Magrot hatte sich direkt vor ihr auf die Nase gelegt.
  • Der andere Ausgang führt hinunter in den Kerker, wo die Gefangenen lümmeln. Auch dort wartet kein Ausweg, aber Magrot kennt sich im Kerker gut aus und könnte sich etwas Zeit veschaffen, um einen Plan zu ersinnen (und sich die Schuhe zu binden).

Nur eine dieser Optionen wird durch offene Schnürsenkel nicht behindert, entscheidet Magrot. Er wird es mit Worten versuchen.

Einmal tief Luft holen.

„Ja, ihr habt mich erwischt. Ich haue ab!“, ruft Magrot mit nasaler Stimme. Offenbar hat seine Nase mehr abbekommen, als er erwartet hatte. „Und jetzt tut nicht so, als hättet ihr nicht selbst darüber nachgedacht. Die Arbeit hier ist scheiße, die Bezahlung stinkt, und das Essen ist ungenießbar. Ich sage: Wir hauen alle ab und verbringen unsere letzten Tage damit, etwas zu tun, was wir tun wollen.“

„Da ist was dran“, ruft jemand.

„Ich hab schon lange keine Lust mehr“, bestätigt Margar.

Mehr zustimmendes Gemurmel macht sich breit.

„Dann ist es beschlossen. Wir hauen jetzt ab.“, resümmieren Haerü.

Nachdem die Gruppe aus fünfzehn Deserteur*innen ihre Sachen gepackt hat, marschieren sie zusammen in Richtung des Innenhofs.

Nur Urm, der von dem ganzen Ereignis nichts mitbekommen hat, bleibt schlafend zurück.

Tag 1: Raum 3

Der Innenhof der Kaserne ist dunkel und leer. Von Hauptmann Eldar fehlt jede Spur.

Einzig das Tor nach Draußen wird von zwei Gardistinnen bewacht.

Eine von ihnen protestiert lautstark. Sie wird zum Schweigen gebracht. Permanent. Die andere schließt sich daraufhin dem Trupp an.

Sechzehn Deserteur*innen betreten die Straßen Galgenbecks. Jetzt gilt es, aus der Stadt zu fliehen.

Magrot wurde gespielt von: Die Charakterklasse Fanged Deserter aus dem Mörk Borg Grundregelwerk.
Weiter gehts in:
Sölitary Defilement #3: Flucht aus Galgenbeck 
Sölitary Defilement #4: Schlamassel in Schleswig

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Sölitary Defilement #1: Der Gott im Kerker

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