Vom 16. bis 17. November wunderten sich die Dreieicher wieder, warum so viele Menschen in Nerd-Shirts herumwuselten und dabei über obskure Spiele fachsimpelten.
Ich hab sie nicht aufgeklärt. Aber dir verrate ich es: Die DreieichCon 2024 war am Start.
Und dein Lieblingsrollenspielblog-Florian war inzwischen zum dritten Mal vor Ort.
Vorfreude
Was ich dir im letzten Artikel verschwiegen hatte: Letztes Jahr entdeckte ich eine wirklich leckere und preiswerte Pizzeria in Dreieich.
Ein ganzes Jahr lang freute ich mich drauf, 2024 ein Rollenspiel- und Pizza-Wochenende aus meinem DreieichCon-Besuch zu machen. (Die Kombi aus Pizza und Rollenspiel bekommt demnächst noch ihren eigenen Artikel.)
Als ich Freitag Nacht in Dreieich ankam, schmiss ich mein Gepäck auf mein Zimmer, rannte schnell wieder raus auf die Straße, der Magen grummelte, aber die Stimmung war gut. Zumindest so lange, bis ich feststellte: Die Pizzeria gibt es nicht mehr. Sie hat irgendwann seit meinem letzten Besuch zugemacht.
Die schlechtere Pizzeria gegenüber existiert hingegen immer noch. Erklär mir das mal jemand.
Das ist die Schattenseite von Vorfreude: Enttäuschte Erwartungen können einem so richtig fies die Laune verderben.
Mein DreieichCon-Wochenende startete schon mal mit einem Reinfall. Unschön.
Wertschätzung
Wesentlich schöner: Spielleiter*innen erhielten auf der DreieichCon freien Eintritt für das ganze Wochenende. Das ist alles andere als selbstverständlich für so eine große Con. Und das ist noch nicht alles.
Eine kleine Tüte mit Goodies gab es auch noch obendrauf. Darin fand ich eine Mini von Ulisses, eine Ausgabe des Rollenspiel-Magazins Zauberwelten, und ein Abenteuer für das Avatar-Rollenspiel, über das sich jetzt Gastautor Ben freut.
Außerdem sagte man mir, als ich die Tüte ausgehändigt bekam: „Danke fürs Spielleiten. Ohne Spielleitende wäre eine Con nichts.“
Da war ich für einen Moment sprachlos.
Die Con-Orga bemühte sich ganz offensichtlich sehr, ihre Wertschätzung auszudrücken. Und das kam an.
Was bei mir nicht so gut ankam, ist hingegen der Ulisses-Würfelstand: Auf vergangenen Ratcons erhielten Spielleitungen als Dankeschön einen W6 mit Ratcon-Symbol drauf. Ich hab davon einige. Nur… jetzt verscherbelte Ulisses die übrig gebliebenen Ratcon-Würfel für 1 € auf der DreieichCon.
Das hat sich nicht so gut angefühlt. Dabei verstehe ich das natürlich! Die Alternative wäre ja, dass Ulisses die Würfel wegwirft, oder bei sich im Lager versauern lässt. Das will ich auch nicht; das wäre ja Quatsch.
Aber hier zeigte sich mir erneut der Kontrast zwischen Ratcon-Dankeschöns und denen aller anderen Cons, die ich besuchte. Oder, anders ausgedrückt: Bei mir verfestigt sich der Eindruck, dass die Wertschätzung, die Ulisses für SLs hegt, einen Wert von 1 € beträgt.
Größenverhältnisse
Die DreieichCon 2024 ist explodiert.
Die Orga wollte keinen Zweifel aufkommen lassen, dass in Dreieich Deutschlands größte Rollenspiel-Convention stattfindet. Und das ist ihr gelungen.
Die DreieichCon belegte nicht nur die komplette Stadthalle (mitsamt Kegelbahn im Untergeschoss) und die Stadtbücherei nebenan. Auch zwei Schulen und ein Pfarrhaus stellten Räumlichkeiten bereit.
Die Laufwege zwischen den Gebäuden betragen irgendwas über 500 Meter. Sie überschreiten damit die Grenze von „direkt nebenan“ zu: „Orientierungs-Profi Florian wird sich verlaufen“. Aber – großes Lob an dieser Stelle: Die Orga hat die Wege so gut ausgeschildert, dass selbst ich keine Probleme hatte, den Weg zu finden.
- Über 350 Spielrunden,
- über 1800 Besucher*innen.
Zum Vergleich:
- 2023 teilten sich 1700 Besucher*innen über 250 Spielrunden. Das war ein neuer Rekord – und der wurde dieses Jahr wieder übertroffen, allerdings mit einer interessanten Diskrepanz zwischen der Menge an neuen Spielrunden und dem eher geringen Zuwachs an Besuchenden.
Ich bin sehr gespannt, wohin die Reise führt. Das meine ich ganz wörtlich: Wenn die DreieichCon auch weiterhin auf Wachstum setzt, muss sie noch mehr von Dreieich vereinnahmen. Spiele ich vielleicht nächstes Jahr in der schlechten Pizzeria? Absurder als in einer Kegelbahn wäre das sicherlich nicht. Aber dazu später mehr.
DreieichCon FAQ
Ich teile ein paar Tipps und Tricks, die ich im Laufe der letzten Jahre gelernt habe. Nicht nur für dich, auch damit ich das vor der DreieichCon 2025 nochmal nachlesen kann.
- Wann wird meine Runde freigeschaltet? – SLs können ihre ersten Runden meist irgendwann Anfang Oktober einreichen. Anfang November können sich dann Spieler*innen dort eintragen.
- Wenn du im Oktober deine Spielrunde einreichst, kannst du sicher sein, dass sie bis zur Spielrundenanmeldung im November freigeschaltet wird. Aber je nach Umständen kann es passieren, dass du 3 Wochen lang nichts hörst. Keine Panik. Spätestens kurz vor der Spielrundenanmeldung wirst du Rückmeldung erhalten.
- Wenn du im November eine Runde einreichst, gilt dasselbe: Keine Panik. Es kann lange dauern, bis du Rückmeldung erhältst, aber sie kommt noch vor Con-Beginn. Der Bedarf an Spielrunden ist auch immer so groß, dass du gute Chancen auf eine volle Runde hast, selbst wenn diese erst zwei Tage vor der Con online geht.
- Wann erhalte ich mein kostenloses SL-Ticket? – Sehr kurz vorher per Mail. Darauf musst du also mitunter sehr lange warten. Aber keine Panik, es kommt.
- Wann sollte ich meine Runde anbieten? – Samstag am späten Nachmittag / Abend / Nacht. Denn die meisten Runden beginnen Samstag zwischen 11 Uhr und 16 Uhr, und Sonntag ab 11 Uhr. Wenn du deine eigene Runde in die beliebtesten Zeitslots legst, läufst du Gefahr, dir in den Arsch zu beißen, weil du dann parallel zu den Runden leitest, in denen du selbst gerne mitgespielt hättest.
Profi-Trick noch für den Samstag: Lege deine Runde auf keinen Fall vor 11 Uhr. Sonst ist es wahrscheinlich, dass deine Spieler*innen noch in der Schlange stehen, wenn du eigentlich anfangen möchtest. Mein Tipp wäre 11:15 Uhr. Damit bist du sicher, selbst wenn du in einem Außengebäude gelandet bist. - Wieviele Spieler*innen sollte ich in meiner Runde erlauben? – Mein Rat: Maximal vier. Aber auf mich hört da eh niemand. Das ist okay. Trotzdem aber folgender Hinweis, den die Con-Orga im DreieichCon-Discord fallen ließ: Es gibt einige Tische, an denen nur maximal 4 Personen sitzen können (inklusive SL). Die gehen aber kaum weg.
Eine Spielrunde für 3 Spieler*innen auszuschreiben, ist also keine egoistische Platzverschwendung, sondern durchaus erwünscht. Yay! - Wann wird das Rahmenprogramm veröffentlicht? Maximal zwei Wochen, eher eine Woche vor Con-Beginn erfährst du, welche Panels, Workshops, etc. angeboten werden.
- Ich hab die Spielrundenanmeldung verpasst. Was jetzt? – Keine Panik. Ja, sobald die Spielrundenanmeldung eröffnet ist, sind die angebotenen Plätze innerhalb von maximal 15 Minuten alle weg. Aber das ist kein Grund, den Besuch abzusagen, denn: Der Großteil der Runden wird erst kurz vor Con-Beginn eingereicht.
Zum Vergleich: Ungefähr 100 Spielrunden wurden bei Eröffnung der Spielanmeldung angeboten. Insgesamt gab es dann aber fast 350. Das heißt, in den zwei Wochen vor Con-Beginn kamen noch 250 neue Runden dazu. - Sollte ich mir eine Kaffeeflatrate gönnen? – Ja.
- Gibt es in den Außengebäuden auch Kaffee? – Ja. Aber eventuell musst du darauf etwas länger warten.
- Gibt es irgendwo einen Ort, an dem nicht gespielt wird, und wo man sitzen, Kaffee trinken und quatschen kann? – Ja! Im Hauptgebäude links hinter dem Würfelshop.
Meine Spielrunden
Mörk Borg: The House of the Hollow
Samstag 11 Uhr in der Aula der Heinrich-Heine Gesamtschule, laut Lageplan 650 Meter entfernt vom Hauptgebäude, und damit vom Einlass, mörkte ich wieder, weil ich es einfach nicht lassen kann.
Ich hatte Glück mit meinem Tisch: Wir saßen auf Stühlen, und die Umgebung war nicht zu laut. Andere Tische kamen mit Bierbänken aus (die armen Rücken!!), und an einigen Stellen soll es auch unangenehm laut gewesen sein. Aber dieser Fluch ereilte mich nicht.
House of the Hollow leitete ich schon auf der Feencon 2024. Im zugehörigen Con-Bericht schrieb ich noch, es sei in den Top 5 meiner liebsten Mörk Borg Dungeons. Inzwischen muss ich das aktualisieren: Der Gruselhaus-Dungeon gehört definitiv in die Top 3!
Die Kalzium-Bande meuchelte sich durch die Villa, legte sich mit einem Dreitausendfüßler an, setzte alles in Brand, fand das McGuffin, und kämpfte zwischen den Trümmern gegen den Endboss. Dramaturgisch passend gingen drei von vier SCs drauf. Nur der gut genährte Leichensammler vom Prepcast-Mirko entkam mit seinem Leben. (Lieber Gruß!)
Mausritter: Dexters Handelsposten
Samstag Abend in der Bücherei spielte ich meine zweite Runde Mausritter überhaupt.
Die Bücherei ist der beste Ort für Spielrunden auf der DreieichCon. Zwischen Bücherregalen zu sitzen, ist ohnehin immer großartig. Aber wenn es ums Spielen geht, kommt noch dazu, dass sie gut Schall schlucken.
Wie es sich für eine Bücherei gehört, liegt auch überall Teppichboden aus. Der hilft auch dabei, den Geräuschpegel zu reduzieren.
Was nicht dabei half, ist der Rauchmelder, oder was auch immer das war, das zwischendurch rumgenölt hat. Aber der wurde zum Glück nach kurzer Zeit zum Schweigen gebracht.
Zum Schweigen brachten unsere Mäuse indes niemanden.
Mein Highlight des Spielabends war die Tatsache, dass unser Szenario unblutig und ohne Kampf gelöst werden konnte. Wir heckten gemeinsam einen irrwitzigen Plan aus, und der Spielleiter beherrschte glücklicherweise einen der wichtigsten Grundsätze von OSR-Spielen: Würfeln heißt verlieren. Wenn die Spieler*innen einen guten Plan haben, häng dessen Gelingen nicht an Würfelwürfen auf.
Mit wenig Würfeln, viel Wohlwollen, vielen guten Ideen meiner Mitspieler*innen, gelang es uns, dem grenzenlosen Kapitalismus einhalt zu gebieten, die Preise für Pilzbier zu senken.
Goblin Errands
Sonntag Vormittag in der Kegelbahn. Florian ist unglücklich, weil sein Samstag Abend nicht mit leckerer Pizza endete.
Die Laune wurde aber schnell besser.
Goblin Errands ist ein wirklich fantastisch gutes Rollenspiel, das ich nur empfehlen kann. Wir spielten dies schon auf der Ratcon in Langen. Nun setzten wir die Abenteuer unserer Goblins fort.
Klein-Klein Grosnas wurde seinem Titel „Leckholz“ mal wieder gerecht und leckte an allem, was er unter die Nase bekam. Unter anderem an einem wütenden Drachen.
Bei der Kegelbahn als Spielort bin ich zwiegespalten. Es ist einerseits sehr hölzern, stimmungsvoll und angenehm absurd. Andererseits kann hier die Lautstärke schnell das verträgliche Maß überschreiten.
Wir hatten noch einigermaßen Glück: Es waren nicht alle Tische besetzt. Dadurch ging es. Wäre alles voll gewesen, hätten wir uns kaum verstanden.
Da Goblin Errands ein Spiel ist, das Lachanfälle belohnt, kann ich mir vorstellen, dass die anderen beiden Runden nicht das Gefühl hatten, Glück gehabt zu haben. Sorry!
Meine größte Befürchtung vor dem Wochenende hat jedenfalls nicht bewahrheitet: Es war nicht viel zu laut. Sowohl auf der Ratcon als auch auf der Bircon konnte ich kaum spielen. Wäre das auf der DreieichCon 2024 ebenfalls so gewesen, hätte ich einsehen müssen, dass es an mir liegt, und dass ich zu empfindlich für Cons geworden bin. Dem ist aber nicht so. Es lag wirklich an den Locations.
Diese Erkenntnis erleichtert mich. Das heißt, ich kann auch nächstes Jahr wieder Cons unsicher machen, und dich mit meinen Erfahrungen zutexten.
Fazit
- Ein kulinarisches Desaster in Dreieich,
- Größenrekorde gebrochen,
- Wertschätzung deluxe,
- tolle Spielrunden,
- großartige Con!
Ich freu mich schon auf nächstes Jahr. Lass mir doch einen Kommentar da, wenn du eine Empfehlung für gutes Essen in Dreieich hast.
Oder klicke auf das kleine Herz, wenn dir dieser Artikel ein bisschen die FOMO genommen hat, wenn du ein Goblin bist, oder wenn du dich einfach danach fühlst.
Haben waren dieses Jahr auch das erste Mal das ganze Wochenende auf der Dreieich, daher war auch für uns die Verpflegungsfrage relevant. War ich auf alle Fälle empfehlen kann, ist das Kylin Hotpot. Wer chinesisches Essen mag sollte unbedingt mal dort vorbei schauen und eines der HotPot-Menüs bestellen. Das war für uns ein absolutes Highlight am dem Wochenende. Allein schon den fröhlich singenden Katzenroboter, der einem das Essen an die Tisch bringt, muss man gesehen haben. Das Ambiente ist toll, das Personal sehr freundlich und das Essen richtig lecker. Von Vorteil war auch, dass es keine 300 m vom Hotel entfernt war.
Allerdings braucht man wohl etwas Glück oder Zeit, wenn man dort Abends ohne Anmeldung auftaucht. Zumindest schien Freitag Abend schon die Frage nach einem Platz für zwei Personen ohne Reservierung etwas Panik ausgelöst zu haben. Es ist außerdem hilfreich, wenn man sich auf Englisch verständigen kann und Essen mit Stäbchen ist natürlich Pflicht. Und achja… wenn die sagen „scharf“, dann meinen die auch „SCHARF“! 😉