Es gibt nicht nur Mörk Borg (Gastbeitrag)

Mörk Borg hat durch seine offene Lizenz eine riesige Welle in der Rollenspiellandschaft losgetreten. 2024 hat sie mich auch erwischt. Und ein bisschen (sehr) ist daran der Florian auch Schuld. Er hat mich zum Volkssolidaritätsrollenspielverein eingeladen und dort wurde unter anderem Mörk Borg angeboten. Beziehungsweise wird ein Mörk Borg Engine Event angeboten, das monatlich stattfindet und eine lange Liste an Spielen aufzählt, die allesamt eine Adaption der Mörk Borg Regeln darstellen.

Der Start mit Pirate Borg

In meiner ersten Session kam ich mit Pirate Borg in Berührung. Die Regeln sind die gleichen wie in Mörk Borg, das ein oder andere Attribut heißt anders. Aber die Mechanik kommt genauso leichtgewichtig daher wie im Original. Ich weiß nicht, ob es an dem System lag oder an der grandiosen Spielleitung und Präsentation, aber ich habe mich in Pirate Borg verliebt. Die gewürfelten Charaktere sind erfrischend gebrochen. Die Welt ist auf spannende Art düster. Die Mechaniken sind erschreckend einfach und stehen dem Rollenspiel nicht im Wege. Das Magiesystem ist gefährlich und abgefahren, aber auch nützlich. Und das Buch ist ein Augenschmaus. Jede Seite ist Inspiration pur. Und da gibt es jede Menge, das Buch ist doppelt so dick wie Mörk Borg und bietet auch ein Sandbox-Modul, das mehrere Sessions Spielspaß garantiert.

Mörk Borg und One Page Dungeons

Zufällig schlitterte ich dann in eine spontane Online-Runde, bei der ich das erste Mal Mörk Borg spielen durfte. Mit den Regeln war ich sofort vertraut. Und oh je, die Welt war so schön düster, die Charaktere so herrlich dunkel. Aber da hat Florian ja wirklich schon viel darüber geschrieben. Jedenfalls verliebte ich mich erneut.
Wir spielten das Abenteuer Bloat. Es füllte den kompletten Abend. Als ich dann hinter die Kulissen schauen durfte, war ich schockiert: das alles mit einer Seite. Meine erste Berührung mit One Page Dungeons.

Als Dungeon Crawl Classic-Spielleiter wurde mein Weltbild erschüttert. Und es gibt so viele. Nicht immer gut, aber doch einige Perlen dabei. Kennzeichnend für die Guten sind die Lücken zum Ausmalen. Wenn sie genau passend gesetzt sind und die Spielleitung nicht mit Fragezeichen allein gelassen wird, sondern sie ermutigen, dem ganzen sein eigenes Markenzeichen zu geben. Aber dazu gleich noch mehr.

Cy_Borg und die Versöhnung

Wieder zurück in den Volkssolidaritätsrollenspielverein ergab sich die Möglichkeit, in den nächsten Ableger reinzuschnüffeln. Ich bin kein großer Fan von Cyberpunk (gewesen). Shadowrun hat mich von den Regeln (jaja, damals 4. Edition) und der Darstellung her abgeschreckt. Auch das Setting der ersten Romane aus dem Universum war mir zu gossenhaft, zu 70er Jahre Rockerbanden-Punk. Ich wurde nie warm damit.
Und irgendwie hat mich Cy_Borg wieder versöhnt. Es hat mich eingefangen. Auch wieder ein Buch voller verrückter Inspiration. Genauso regelleicht wie die anderen beiden Systeme. Eine interessante Welt. Sehr unterschiedliche und spannende Charakterklassen. Und auch wieder eine riesige Community, die Inhalte bereitstellt.

Mein Highlight

Tja, und dann durfte ich beim Meister mitspielen. Florian hat A spluttering and a splashing angeboten. Und da hat er gezeigt, was Mörk Borg am Tisch für eine Magie erzeugen kann. Diese Runde zählt zu meinen absoluten Top Highlights, die ich miterleben durfte. Aber wie hat er das geschafft?
Zum einen seine Begeisterung für das System. Auch das famoses Worldbuilding, das er mit den richtigen Fragen auf uns Spieler gelenkt hat. Natürlich hat auch die Chemie am Tisch, die Ideen der Spieler, dazu beigetragen. Heil Kinkyman! Wenig Regeln bedeutet, wenig überlegen zu müssen, wie auf die verrückten Spieler reagiert werden muss. Der Ball wurde die ganze Zeit hin und her geworfen. Die Mechanik so klein, dass sie komplett im Hintergrund verschwand. Ein Fest!
Warum hat Florian noch nicht über das Worldbuilding gebloggt?

Erste Schritte

Für den Sommerurlaub habe ich Mörk Borg und Orc Borg mitgenommen. Wir hatten nicht viel Platz, deshalb musste DCC zu Hause bleiben. Und was soll ich sagen? Wir haben beide System gespielt, dann haben meine Kinder geleitet und mein elfjähriger Sohn hat uns schließlich durch sein eigenes Orc Borg Abenteuer geführt. Auch hier ermöglicht der Fokus auf Inspiration und Leichtigkeit wirklich Dinge, die großartig sind.
Nach dem Urlaub habe ich dann auch eines der Abenteuer digitalisiert, die wir gespielt haben. Falls ihr Interesse habt, dann findet ihr hier The Infested Starhawk. Dabei ist mir klar geworden, wieviel Arbeit darin steckt, genau das Richtige zu benennen und genau das Unwichtige wegzulassen. Gute Frage, ob mir das gelungen ist, aber der Einblick war sehr interessant.

Piraten

Ja, ich mag Pirate Borg (aktuell) am liebsten. Warum habe ich das nicht mit in den Urlaub genommen? Meine Frau hatte berechtigterweise Angst, dass die Themen dazu führen, dass unser Kind nicht mehr mit ins Segelboot steigt.
Aber mittlerweile habe ich Pirate Borg in verschiedenen anderen Runden angeboten und werde es weiterhin tun. Die leichte Vermittelbarkeit ermöglicht binnen kürzester Zeit eine Kreativität am Tisch auch für absolute Anfänger im Rollenspiel, auf die ich mich jedesmal freue.

Eine Weihnachtsfeier

Und das wirklich Tolle ist, dass es für jeden Anlass ein anderes Borg gibt. Bei der Weihnachts-Con habe ich Corp Borg angeboten. Eine Weihnachtsfeier in der Firmenzentrale in einer düsteren Welt, in der das Management mit Dämonen paktiert. Es ist wirklich gut, wenn das Erklären der Regeln schneller geht, als die Erläuterung der Sicherheitsmechanismen (ich bekam keine X-Karte für zu langes Erläutern der X-Karte).

Für Corp-Borg gibt es aus der Community viele kleine Aspekte, die im Büroalltag auftreten können. Die Vorbereitung der Weihnachtsfeier mit diesen Inhalten war entsprechend einfach. Und auch schön: Der Autor von Corp-Borg gab mir noch Tips, als ich mein Abenteuerkonzept vorgestellt hatte…

Leichtigkeit

Zum Abschluss … des letzten Jahres durfte ich noch eine Session Star Borg mitspielen. Ein von Star Wars inspiriertes System. Und vielleicht ist das auch die Essenz meines Beitrags. Nach einer Session fühlte ich mich in der Lage, am nächsten Tag das System für jemand anderes zu leiten.
Mörk Borg hat viele Ableger und man muss nicht alle spielen, aber es fällt leicht, es zu tun. Und viele Adaptionen bringen die guten Aspekte vom Original mit an den Tisch.

Vielen Dank an Stephan für diesen wundervollen Gastbeitrag und die Bauchpinselei. Ich muss anerkennen, dass du inzwischen weitaus mehr Borg-Hacks auf dem Buckel hast als ich. (Schaut euch das Beitragsbild an: Es zeigt Stephans beeindruckende Sammlung!) Das einzig relevante Borg, das dir noch fehlt, ist Dukk Börg. Diesen Missstand können wir sicherlich dieses Jahr irgendwann beheben!
Was ist denn euer liebster Borg Hack? Oder ist es doch das Original? Verrate es uns in einem Kommentar. Und lass bei der Gelegenheit gerne einen Klick auf das Gefälltmir-Herz da, falls du auch gerne mal mit Stephan in See stechen möchtest.